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Die Schiffbeker KPD-Ortsgruppe

Die Schiffbeker Ortsgruppe der KPD war im Dezember 1919 gegründet worden. An ihrer Spitze stand zu Beginn der 1920er Jahre Anton Switalla, die Leitung des militärischen Ordnungsdienstes oblag Fiete Schulze. Im September 1921 machte sie durch eine Haussammlung zugunsten der Hungernden Russlands auf sich aufmerksam, im Oktober 1922 stellte sie angesichts der großen Not in der Gemeindeversammlung den Antrag, dass Lebensmittel und Feuerung für Bedürftige unentgeltlich beschafft, eine Schulspeisung sowie eine Wärmehalle eingerichtet und Mittel zur Verbilligung des Brotes beschafft werden sollten. Darüber hinaus bemühte sie sich darum, für die von der Parteiführung angesetzten Demonstrationen und Generalstreiks auch in Schiffbek Unterstützung zu mobilisieren. Bei den Reichstagswahlen vom 20. Januar 1921 kam die KPD in Schiffbek bereits auf 25,1% der abgegebenen Stimmen. Im August 1923 zählt die kommunistische Hamburger Volkszeitung hier etwa 250 Abonnenten, im Hamburger Aufstand zwei Monate später entwickelte sich Schiffbek zu einer der Hochburgen der Aufständischen. Knapp 200 Menschen wurden wegen der Beteiligung am Umsturzversuch verhaftet, fast alle verurteilt.
Der Zuspruch für die Partei blieb dennoch groß: Bei den Wahlen zum Reichstag und zur Gemeindevertretung am 4. Mai 1924 erzielte die KPD mit 34,6% bzw. 32,4% das beste Ergebnis aller Parteien, blieb aber in der Folgezeit in der Kommunalpolitik isoliert. Infolge des Ausschlusses des ehemaligen Leiters des Bezirks Wasserkante Hugo Urbahns aus der Partei im November 1926, der bereits im Winter 1923 ein Linksschwenk vorausgegangen war, verließ die Mehrheit der Mitglieder die Ortsgruppe. 1927 machte die Schiffbeker KPD dann dadurch auf sich aufmerksam, dass sie vorschlug, die heutige Hollestraße Marx-Engels-Straße und die neue Großgemeinde nicht Billstedt sondern Klein-Moskau zu nennen. Bei den Reichstags- und Gemeinderatswahlen 1928 sank ihr Stimmanteil in Schiffbek auf gut 20%. In diesem Jahr organisierte man eine Demonstration gegen den Panzerkreuzerbau, 1929 protestierte man unter anderem gegen das Verbot des kommunistischen Roten Frontkämpferbundes. Da es bei dieser Veranstaltung zu tätlichen Auseinandersetzungen mit der Polizei kam, fanden sich bei einer wenig später stattfinden Demonstration zahlreiche Schaulustige ein, die auf erneute Ausschreitungen hofften.
Auf kommunaler Ebene blieben die Kommunisten bis zum Ende der Weimarer Republik etwa bei einem Fünftel der Stimme, bei den Reichstagswahlen stieg ihr Anteil in Schiffbek noch einmal auf über 30%, ab 1932 lagen sie sogar wieder als stärkste Partei vor der SPD. Zu verdanken hatten sie dies insbesondere der zunehmenden Not im Zuge der 1929 einsetzenden Weltwirtschaftskrise, die viele Menschen den radikaleren Parteien und Republikgegnern zutrieb. Nach dem Reichstagsbrand im Februar 1933 wurden der KPD dann ebenso wie der SPD Versammlungen und die Verbreitung von Publikationen untersagt. Von der konstituierenden Sitzung der Gemeindeversammlung nach den Wahlen vom März 1933 blieben sie auf Anordnung der neuen Machthaber in Deutschland, der NSDAP, bereits ausgeschlossen. Mit dem Einzug des Parteivermögens im Mai 1933 wurde die KPD faktisch aufgelöst.
Zahlreiche Mitglieder blieben jedoch auch in der Illegalität aktiv. Immer wieder kam es zu Verhaftungen, mitunter auch willkürlichen. Bereits im April 1933 fand eine Razzia in den Spinnhäusern der Jute statt, wo viele KPD-Anhänger wohnten. Im August 1933 wurden dann 13 Kommunisten auf die Billstedter Polizeiwache geholt, von wo aus man sie deutsche Lieder singend in die heutige Straße Kirchlinden marschieren ließ, damit sie dort das Straßenpflaster von Parolen aus dem letzten Wahlkampf reinigen. Während sie anschließend wieder freigelassen wurden, fielen mehrere andere Billstedter Kommunisten dem nationalsozialistischen Terror zum Opfer. Neben Stolpersteinen erinnert vor dem Kundenzentrum am Öjendorfer Weg ein Gedenkstein an sie.