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Von goldenen Wiegen und weißen Frauen: Der Spuk vom Spökelberg

An unheimliche Orte knüpfen sich häufig im Laufe der Zeit gruselige Geschichten. So verhält es sich auch mit dem Spökelberg. Ja, hier hat dies sogar Eingang in den Namen gefunden: Spökeln ist die plattdeutsche Bezeichnung für Spuken. Nachdem die im 9. Jahrhundert errichtete Burg Anfang des 13. Jahrhunderts geschleift worden war, wird die Natur sich den Platz nach und nach zurückerobert haben. Bäume und Gestrüpp überwucherten die Überreste des auch so noch mächtigen Ringwalles. Und selbst heute, wo in seiner Mitte ein Wohnhaus steht, wirkt das Areal mitunter ein wenig gespenstisch. Konkret wird der Spökelberg mit zwei unheimlichen Legenden in Verbindung gebracht.
Zum einen soll auf dem Spökelberg immer wieder die Weiße Frau gesichtet worden sein. Bei ihr handelt es sich um die Burgherrin Kunigunde, die Witwe des Grafen Otto von Orlamünde, die im 14. Jahrhundert gelebt hat. Der Sage nach soll sie sich in Albrecht den Schönen, den Sohn des Nürnberger Burggrafen Friedrich IV. verliebt haben, der verbreiten ließ, er würde sie heiraten, wenn nicht vier Augen der Verbindung im Wege ständen. Gleichwohl damit seine Eltern gemeint waren, bezog sie dies auf ihre Kinder, die sie daraufhin angeblich tötete. Zur Hochzeit kam es angesichts dieses fürchterlichen Missverständnisses nun erst recht nicht mehr; stattdessen plagten Kunigunde schreckliche Schuldgefühle. Deshalb unternahm sie eine Pilgerfahrt nach Rom, wo ihr der Papst tatsächlich Vergebung ihrer Sünden in Aussicht stellte, vorausgesetzt, sie gründe ein Kloster und lebe fortan dort. Zurück in ihrer bei Kulmbach gelegenen Plassenburg soll sie sodann von dort aus auf Knien ins Tal von Berneck gerutscht sein, wo sie das Kloster Himmelkron gründete. Bis zu ihrem Tod blieb sie dort, zuletzt als Äbtissin. Zusammen mit ihren Kindern soll sie dort begraben sein. Doch damit fand sie der Sage nach keine Ruhe. Auf der Suche nach ihren Kindern geistert sie seitdem angeblich rastlos durch die Burgen ihrer Familie. Als unheimliche, aber friedliche Erscheinung soll sie Unglück oder Tod angekündigt haben. Unter anderem soll sie diversen preußischen Herrschern und einmal sogar Napoleon erschienen sein, als er 1812 in Bayreuth übernachtete. Überliefert ist die Geschichte der Weißen Frau der Hohenzollern durch zahlreiche mittelalterliche Chroniken, einer historischen Grundlage entbehrt sie. So blieben Kunigunde und Otto kinderlos, trotz intensiver Nachforschungen fand man niemals die angeblich von ihr getöteten Kinder. Vermutlich haben sich hier verschiedene Geschichten zu einer sagenhaften Gestalt verwoben. Neben der Weißen Frau der Hohenzollern sind auch noch für zahlreiche andere europäische Adelsfamilien Weiße Frauen überliefert.
Zum anderen liegt im Spökelberg angeblich eine goldene Wiege, also ein kostbarer Schatz. Es wird vermutet, dass es sich dabei um die 1.500 Mark Silber handelt, die die Stadt Hamburg dem Grafen Albert von Orlamünde im Jahr 1225 für die Auslösung ihrer Geiseln gezahlt hat. Immer wieder ist aufgrund dieser Erzählung von Glücksrittern auf dem Spökelberg gegraben worden. Befeuert wurde diese Schatzsuche dadurch, dass 1688 ein Fuhrmann ganz in der Nähe der alten Burg einen Beutel mit Dukaten fand. Nicht auszuschließen ist, dass die Schatzsucher selbst das Gerücht in die Welt gesetzt haben, auf dem Spökelberg gehe die Weiße Frau um, damit sie dort ungestört nach der goldenen Wiege graben konnten, oder aber sie sind anderen Menschen dort eher zufällig als Weiße Frau erschienen. Im 19. Jahrhundert soll schließlich ein Bauer aus Schiffbek, von dem man sich erzählt, er habe kohlrabenschwarzes Haar mit drei weißen Strähnen gehabt, beim dritten Versuch tatsächlich den Schatz aus dem Spökelberg gehoben haben. Er brachte ihn in sein Haus, und als er ihn auf der Diele abstellte, entrutschte ihm ein Seufzer der Erleichterung. Damit aber hatte er gegen den Zauber verstoßen, der auf dem Schatz liegt, nämlich, dass man bei seiner Hebung kein Wort sprechen darf. So entschwand der Schatz unter seinen Augen und wartet vermutlich auf den nächsten Glücklichen, der ihn findet. Wie die Weiße Frau wird auch eine goldene Wiege mit zahlreichen weiteren Orten in Verbindung gebracht. Vermutlich entbehrt die Geschichte von ihr ebenfalls jeglicher realen Grundlage und entstammt der mittelalterlichen Sagenwelt. Aber man weiß ja nie. Beim Schreiben dieses Textes wehte es den Autor auch einmal plötzlich ganz kalt an... Huuh!